Ultima ist eine knifflige Schachvariante, die zwar mit normalen Schachfiguren zu spielen ist, aber völlig andere Regeln besitzt. Sie bedient sich einer einfachen, aber ungewöhnlichen Idee: Alle Schachfiguren ziehen im Wesentlichen gleich, aber sie unterscheiden sich durch die Art und Weise, wie sie Figuren schlagen. Das ist sozusagen genau gegensätzlich zum klassischen Schach, bei dem sich Schachfiguren durch ihre Gangart unterscheiden, aber alle Figuren gleich schlagen (durch das Ziehen auf das Feld der gegnerischen Figur).
Regeln
Ziel ist es, den gegnerischen König mattzusetzen oder den Gegner pattzusetzen. Die Mattbilder in Ultima unterscheiden sich allerdings aufgrund der Regeln.
Um nicht durcheinander zu kommen, haben viele Figuren in Ultima eigene Namen. Sie heißen König (repräsentiert durch den König), Wegzieher (Figur: Dame), Koordinator (Figur: Turm), Lahmleger (Figur: umgedrehter Turm), Chamäleon (Figur: Läufer), Weitspringer (Figur: Springer) und Bauer (Figur: Bauer).
Die Grundstellung sieht wie folgt aus:
Gangart der Figuren
Der König zieht und schlägt wie ein normaler König im Schach. Das ist die einzige gemeinsame Regel von Schach und Ultima.
Bauern ziehen wie Türme im Schach. Sie besitzen nicht die Fähigkeit, sich auf der achten Reihe in eine andere Figur umzuwandeln.
Alle anderen Figuren ziehen wie Damen im Schach. Voraussetzung ist, dass das Zielfeld leer ist.
Schlagzüge der Figuren
Der König schlägt wie im regulären Schach: Er zieht auf das Feld der gegnerischen Figur.
In dieser Stellung sagt Schwarz gerade Schach durch den Wegzieher. Der weiße König kann nach d5 ziehen und seinerseits mattsetzen. Er kann nicht vom König geschlagen werden, da dieser an einen Lahmleger angrenzt.
Bauern schlagen, indem sie auf einem Feld landen und damit eine Dreierkette von Figuren in horizontaler oder vertikaler Richtung vollenden: Bauer – Gegnerische Figur – Eigene Figur. Zwischen diesen 3 Figuren darf kein freies Feld liegen. Man kann sagen, dass die gegnerische Figur von dem Bauern und der anderen Figur in die Zange genommen wird.
Wenn Weiß g4-d4 zieht, wird der Bauer auf d5 und der Lahmleger auf c4 geschlagen (Es gibt jeweils eine Dreierkette nach b4 und d6). Der Wegzieher auf e5 und das Chamäleon auf d3 werden verschont. Diagonale Ketten zählen nicht, genauso wenig die vermeintliche Kette nach d1; Sie enthält eine Lücke auf d2.
Der Wegzieher schlägt, indem er von einer benachbarten Figur wegzieht, und zwar genau in die entgegengesetzte Richtung.
Es gibt verschiedene Schlagzüge: Zieht der Wegzieher von g6 entlang der 6.Reihe, so wird das Chamäleon auf h6 geschlagen. Jeder Zug entlang der g-Linie würde den Bauern auf g7 schlagen. Zieht der Wegzieher nach d3, so wird der Bauer auf h7 geschlagen, und er sagt Schach durch einen drohenden Zug nach d1 oder d2.
Der Weitspringer schlägt, indem er über die gegnerische Figur hüpft und anschließend auf einem freien Feld landet. Dieses leere Feld muss nicht notwendigerweise das nächste freie Feld sein. Er darf auch weitere Figuren schlagen, solange er die eingeschlagene Richtung beibehält. Es ist nicht möglich, 2 benachbarte Figuren in einem Satz zu überspringen.
Der Weitspringer hat verschiedene Möglichkeiten: Er könnte nach d8 springen und damit den Bauern, den Weitspringer und den Koordinator schlagen. Er könnte auch nach d4 oder d6 ziehen, wodurch er allerdings weniger Figuren schlagen würde. Zieht er nach g5 oder h6, so wird der Wegzieher auf f4 geschlagen. Verschiedene andere Züge sind nicht legal: Er darf nicht über die 2 Bauern nach h2 springen; Er darf auch nicht über das Chamäleon auf d1 springen, da er nicht mehr im Feld landet; Er darf nicht nach b4 oder a5 hüpfen und den eigenen Bauern schlagen; Er darf auch nicht nach a2, weil dieses Feld bereits belegt ist.
Für einen Schlagzug des Koordinators ist die Position des eigenen Königs entscheidend. Mit jedem Zug des Koordinators kann er auf genau 2 Feldern schlagen: Entweder auf dem Schnittpunkt der Reihe seines Zielfelds und der Linie des eigenen Königs oder andersherum: auf dem Schnittpunkt der Linie seines Zielfeldes und der Reihe des eigenen Königs. Der Koordinator und der König arbeiten also immer zusammen.
Potentielle Opfer des Koordinators befinden sich vor dem Zug immer entweder auf der Reihe oder der Linie des Königs. Das sind in diesem Fall der Bauer auf d2, der Lahmleger auf f2 und der Weitspringer auf c6, der gerade Schach sagt. Zieht der Koordinator nach f6, so schlägt er den Lahmleger und den Weitspringer. Zieht er nach d6, so schlägt er den Bauern und den Weitspringer. Züge auf die c-Linie würden den Weitspringer nicht schlagen: Reihe und Reihe lassen sich nicht kombinieren, nur Reihe und Linie.
Der Lahmleger kann keine Figuren selbst schlagen. Er besitzt aber die Fähigkeit, alle gegnerischen Figuren auf den angrenzenden Feldern lahmzulegen, d.h. sie können nicht mehr ziehen oder schlagen. Stehen beide Lahmleger aneinander, so legen sie sich gegenseitig lahm und können solange nicht mehr ziehen, bis einer geschlagen wird. Das gleiche gilt für einen Lahmleger und ein gegnerisches Chamäleon: Sie legen sich gegenseitig lahm.
Für lahmgelegte Figuren gilt: Sie dürfen auf Kosten eines Zuges Selbstmord begehen und das Brett verlassen.
Der Weitspringer auf c5 sagt gerade Schach. Weiß zieht deshalb den Lahmleger nach c5. Dadurch sind gleich 5 Figuren lahmgelegt, der Weitspringer auf g4 kann jetzt wieder ziehen. Schwarz lässt mit dem nächsten Zug den eigenen, lahmgelegten Bauern auf d4 sterben. Dadurch sagt der Weitspringer auf g4 Schach. Der Lahmleger kann das Schach nicht verhindern; Er ist durch das Chamäleon auf c6 selbst lahmgelegt. Es ergibt sich ein elementares Endspiel (König + Weitspringer gegen König).
Ein Chamäleon schlägt Figuren genauso, wie die zu schlagende Figur ebenfalls schlagen würde. Es schlägt also Wegzieher, indem es seinerseits wegzieht, es schlägt einen Weitspringer, indem es über ihn hüpft, usw. Es kann Bauern nur dann schlagen, wenn es zieht wie ein Bauer.
Chamäleons können einander nicht schlagen. Sie besitzen dafür die Fähigkeit, Lahmleger selbst lahmzulegen.
In dieser Stellung räumt das Chamäleon auf g6 gleich 7 Figuren ab: Durch den Zug g6-e6-c6 hüpft es über die Weitspringer, zieht vom Wegzieher weg, nimmt die 3 Bauern in die Zange und koordiniert den Koordinator. Anschließend steht der König im Schach.
Tipps
Um Ultima erfolgreich zu spielen, sollte man sein Schachwissen ausblenden und sich durch Spielen mit den Regeln vertraut machen. Dadurch erhält man ein Gefühl für die Figuren.
Königssicherheit ist essentiell wichtig in Ultima. Als Daumenregel gilt, dass man immer genügend Figuren um den eigenen König haben sollte. Chamäleons stellen sich als vielseitige Verteidiger heraus. In keinem Fall darf man sich den eigenen König lahmlegen lassen. Dann stünde man mit einem Bein im Grab.
Aufgepasst auf Koordinatoren: Es sollte einem immer bewusst sein, dass Figuren auf der Reihe und der Linie des gegnerischen Königs immer latent bedroht sind.
Manche strategischen Ziele von Schach können übernommen werden:
- Besitze mehr Figuren als der Gegner,
- Beherrsche das Zentrum,
- Mobilität und Zentralisierung sind grundsätzlich erstrebenswert,
- Elementare Endspieltechniken sind vorteilhaft,
- Die bereits erwähnte Königssicherheit ist sehr wichtig
Ansonsten hängt der Erfolg in Ultima sehr von den taktischen Fähigkeiten ab, was im Grunde genommen sehr ähnlich zu Schach ist. Taktische Motive wie Ablenkung, Hinlenkung oder Doppelangriffe sind auch in Ultima präsent.
Fazit
Ultima ist eine komplexe Schachvariante. Die Regeln sind auf den ersten Blick verwirrend. Beim erneuten Anschauen sind sie dann nicht mehr so furchteinflößend; Fürchterlich sind dafür dann die taktischen Motive, die man nach und nach versteht. Aber alles ist mit der Zeit zu meistern, und danach macht Ultima eine Menge Spaß.